Allrussische Germanistenkonferenz.
Bericht über Eindrucke und Gefühle, die ich, bestimmt hatte.
Von 18. Bis 20. November fand die VIII allrussische Germanistenkonferenz statt. Der Treffpunkt von Wissenschaftler, die sich jahrelang mit Germanistik beschäftigen, war hier, in Nizhny Novgorod. „So was geschieht nur einmal in unserem Studentenleben!“ – sagte mir um zehn Uhr am Donnerstag Nastja Malinina. Und ich bin damit völlig einverstanden. Drei Tage von zahlreichen Vorlesungen verschiedener Art einigte ein gemeinsames Thema: Kulturcodes. Aber bevor ich das erfuhr, bemerkte ich, dass unser Studienjahr der jüngste unter allen anderen Teilnehmern ist. Mit Begeisterung erwartete ich der Beginn des Plenums.
Das begann zwar ein bisschen später, aber schon interessant. Ehrlich gesagt, versteh ich das nur jetzt, denn damals dachte ich bestimmt daran, an das alle Studenten denken: ans Schlafen. Zuerst war es schwer für mich hineinzufließen, denn mit solchem Problem, wie Kulturcodes hab ich mich nie in meinem Leben beschäftigt. Alles gleich zu begreifen musste ich, zwar klappte nicht alles. Was ich zugeben muss, ist das, das selbst der Vorleser für mich sehr wichtig ist. Sein Redetempo, Aussprache, Intonation –das alles wirkt momentan auf unser Bewusstsein und wirkt zu sehr verschieden. Die Deutschen und Österreichischen Delegaten haben mit teils gefallen, teils langweilt, aber daran sind sie vielleicht nicht schuldig. Ich fand Freud-Vortrage sehr für sich selbst nützlich und auch interessant, obwohl einige meiner Meinung nach, schrecklich vorgelesen wurden. Vielleicht teilten auch die anderen Vorleser meiner Meinung – ich konnte ihr leiseres Flüstern in den Mikrophonen hören, der war nämlich eingeschaltet.
Leider klappte es mit den Fragen nicht – manchmal hatte ich gar keine, manchmal war ich zu schüchtern, um diese blöden Fragen zu Stellen. Den ersten Tag finde ich trotzdem wichtig, vor allem als eine Einführung in das Hauptproblem der Konferenz. Denn für das Verständnis von weiterkommenden zwei Tagen war das was Totales. Ich hatte sogar Kopfweh und fühlte sich fix und fertig. Wahrscheinlich, bin ich dann keine echte Wissenschaftlerin.
Das dachte ich noch mal am Freitag, als ich in meine Sektion eilte. Aber das war nicht echt meine Sektion –da hab ich ein falsches Spiel getrieben. Denn es gab für meine Gruppe eine von unserem Dekanat gegebene Sektion. Das war natürlich klug und weise für die ewig faulen Studenten gemacht.
Zu denen gehöre ich glücklicherweise nicht, da hatte ich was anderes. Sehen sie, bevor ich die Liste eben gesehen hatte, wählte ich mir schon einige Vorlesungen, die ich für wichtige und interessante halte. So wollte ich unbedingt da sein am zehn Uhr Freitag. Ich habe „Sektion 2-4. Interkulturelle Wechselwirkung. Codes und kulturelle Grenzen“ besucht.
Als erstes hatten wir über Genesis und ein bisschen Klassifikation von nationalen Codes erfahren, dieser Vortrag war reich und gut, als Einführung in der Sektion. Den Inhalt hab ich gut verstanden, auch weil der auf Russisch vorgelesen war, aber die Struktur des Vortrages konnte man besser planieren. Deswegen hatte die nächste Referentin weniger Zeit. Nämlich wollte ich besser sie hören, „Die romantische Kodierung des Mittelalters“ war der Vortrag von Frau Pankova. Auch der Vortrag über die „Sprache der Blumen” fand ich neu. Es wäre interessant in diesen zwei Bereichen, vielleicht, weiter zu forschen, denn es bleiben viele Fragen, die beantwortet werden müssen.
Dann gab’s eine Mittagspause, die ich und Nastja, meine Kameradin, nutzen, um zu essen und die Sektion zu besprechen. Am Nachmittag besuchten wir die Sektion „Intermedialität und neue Textsorten in den Literaturen deutschsprachiger Länder“.
Aber die Umgebung war zu lärmend, es kamen neue Leute, andere gingen fort. Fräulein Pavlova mit „Strategien der Dekodierung literarischen Musizierens (am Beispiel des Frühwerks von Thomas Mann)“ sprach zu leise und ganz ohne Ausdruck. Es war schwer, etwas zu behalten, so gingen wir auch weg, sofort, als sie Schluss machte. Von diesem Thema haben wir was anderes erwartet. Wir wollten auch „Versuch der Einordnung einiger Hauptbegriffe aus Gerhard Hauptmanns „neuem Drama“ „Fuhrmann Henschel“ mit antiken Codebezeichnungen“ und „Nonverbale Sprache als System von Codes“ besuchen, aber beide Male kamen wir schon zum Beifall, den wir waren zu schüchtern, so rasch ins Übungsraum zu kommen. Ein bisschen enttäuscht kamen wir nach Hause zurück. Ich persönlich wartete ungeduldig auf Samstag – da werden Vortrage über Theater vorgelesen.
Leider, da ich zu müde war, hab‘s ich das alles tapfer verschlafen zu meinem tiefsten Kummer. Leider war das schon vorbei und alles, was ich zu tun hatte, waren die Erinnerungen, die dieser Konferenz brachte, neue Erfahrung und Eindrucke, ein bisschen mehr Interesse für die wissenschaftliche Arbeit, als ich gewöhnlich habe.